Sechs Tage lang treten die Schüler und Schülerinnen des Katholischen Bildungszentrums Haan (KBZ) in den Vordergrund und leiten im Führungsprojekt eigenverantwortlich Stationen in den katholischen Kliniken in Hilden, Langenfeld und Solingen-Ohligs.
Es ist Übung und Realität zugleich, wenn die Krankenpflegeschüler:innen das Kommando auf den Stationen übernehmen. Sechs Tage sind die angehenden Pflegefachmänner und Frauen im Langenfelder St. Martinus Krankenhaus, der St. Lukas Klinik in Solingen und dem St. Josefs Krankenhaus Hilden verantwortlich für jeweils eine Station und lernen den Arbeitsalltag noch einmal auf eine ganz neue Art und Weise kennen. „Ich glaube, wir alle waren am Anfang sehr aufgeregt“, sagt Vanessa Nazor, die im St. Josef Krankenhaus Haan ihre Ausbildung absolviert. „Aber wir sind sehr schnell zu einem Team geworden, das gut miteinander arbeiten kann“, ergänzt Soraya Schmitter, die in Hilden ihre Ausbildung macht. Das bestätigt auch Nadine Reppert, die als Praxisanleiterin in Hilden das Projekt begleitet. Sie lobt die Ruhe und Umsicht, mit der die Azubis auch kritische Situationen gemeistert haben.
Ein Beispiel: Einer Patientin gingt es plötzlich schlechter. Schnell, aber ruhig wurden Blutdruck, Puls und Blutzucker gemessen, der Stationsarzt informiert. „Am Mittag saß die Patientin schon wieder am Tisch beim Mittagessen“, freut sich Christoph van de Loo. Stolz ist der stellvertretende Schulleiter des KBZ insbesondere über die Ruhe und Umsicht, mit der gehandelt wurde. „In Hektik zu verfallen bringt ja nichts – weder einem selbst noch der Patientin“, sagt Vanessa Nazor.
Das Examen wird vieles verändern. An dem einen Tag ist man noch Schüler:in, dann schon verantwortliche Fachkraft. Christoph van de Loo sieht hier die Vorteile des Projektes, das seit Jahren zum festen Bestandteil der Ausbildung im KBZ gehört. „Mit dem Projekt können wir und die Schüler:innen sich selbst gut auf die neuen Aufgaben vorbereiten, weil sie so auch viele organisatorische Aufgaben kennenlernen, die sonst von der Stations- oder Schichtleitung übernommen werden.“ In den letzten Tagen haben die Azubis viel von dem gelernt, was neben der eigentlichen Pflege am Patientinnen und Patienten auf sie zukommen wird: Dienstpläne schreiben und wegen Krankmeldungen wieder umschreiben, Visiten vorbereiten und begleiten, Informationen sammeln und weitergeben, Aufnahmen und Entlassungen managen.
Ganz allein sind die Schülerinnen und Schüler natürlich nicht auf sich gestellt. Examinierte Pflegekräfte und Lehrer stehen jederzeit zur Verfügung. Christoph van de Loo skizziert die aktuelle Aufgabe der Lehr- und examinierten Pflegekräfte: „Wir stehen für die Schülerinnen und Schüler bereit und können jederzeit eingreifen, damit keine Fehler passieren.“ Schließlich ist das keine Trockenübung, sondern regulärer Krankenhausbetrieb. Trotzdem falle es ihr als erfahrener Krankenschwester auch schwer, sich zurückzuhalten und in der Beobachterrolle zu bleiben, gibt Nadine Reppert zu. „Aber ich habe inzwischen ein gutes Gespür entwickelt – und die Azubis fragen auch selbst nach Hilfe.“
Neben der Aufgabe sind auch die Teams für die Azubis neu. Mit der generalistischen Ausbildung wurden Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammengelegt, so dass auch Azubis vieler unterschiedlicher Träger – Kliniken, Senioreneinrichtungen, Ambulanten Pflegedienste, Hospize – im Projekt zusammenkommen und erstmals außerhalb des Klassenzimmers gemeinsam arbeiten.
In diesem Jahr starten im April und Oktober die nächsten Kurse für die dreijährige Ausbildung zum Pflegefachmann/zur Pflegefachfrau. Die einjährige Ausbildung in der Pflegefachassistenz beginnt im Juni und im Oktober.