Dr. Felix Lachmann, Ärztlicher Leiter des Zentralen Aufnahmeeinheit (ZAE) über die Abläufe einer Notaufnahme und die Frage, warum Wartezeiten nicht zu vermeiden sind.
Das Patientenaufkommen in unserer Zentralen Aufnahmeeinheit (ZAE) steigt stetig, wie in allen Notaufnahmen. Jedes Jahr kommen circa fünf bis zehn Prozent mehr Patienten und Patientinnen hinzu - was zu einer immer größeren Herausforderung für uns wird.
Die Zuweisung erfolgt per Einweisung durch die hausärztliche Praxis oder als Notfall über den Rettungsdienst, mit oder ohne Notarztbegleitung. Viele Patientinnen und Patienten stellen sich auch eigeninitiativ vor. Gründe hierfür sind unter anderem Unwissen über ambulante Notfallstrukturen, Unsicherheit über die Schwere der eigenen Erkrankung oder lange Wartezeiten auf einen Facharzttermin. Aber auch die telefonische Weiterleitung ohne Inaugenscheinnahme nach dem Anruf in der Hausarztpraxis oder bei der Notfallnummer 116 117 spielt eine Rolle.
Mit dem steigenden Zustrom kommen auch immer mehr Patienten und Patientinnen in unsere ZAE, die nicht zwingend einer
Notaufnahme zuzuordnen wären. Sie kommen zu Fuß, sitzend oder liegend, zu jeder Uhrzeit. Alle haben unterschiedliche Anliegen oder Probleme, aber den gleichen Wunsch: Jeder möchte sofort behandelt werden.
Die Herausforderung besteht darin, immer, auch in unübersichtlichen Situationen, die Behandlungsdringlichkeit eines jeden zu erkennen, um so stets die Patientensicherheit zu gewährleisten, auch wenn mehr Patienten zu versorgen als Ressourcen verfügbar sind. Wir tun dies bereits seit Jahren erfolgreich mit dem Manchester- Triage-System (MTS). Dies ist ein standardisiertes und validiertes Verfahren zur Ersteinschätzung.
Der Begriff Triage kommt vom französischen „le triage“ und bedeutet Auswahl, Sichtung oder Sortierung. Von speziell geschulten Pflegekräften werden die geschilderten und abgefragten Symptome kategorisiert und so ein Zeitraum festgelegt, innerhalb dessen die Patientinnen und Patienten ärztlich untersucht und behandelt werden müssen. Dies reicht von der unmittelbaren Behandlungserforderlichkeit
bis hin zu einem Zeitfenster von bis zu 120 Minuten.
Gekennzeichnet wird dies mit den Farben Rot, Orange, Gelb, Grün und Blau. Selbstverständlich wird diese Einschätzung im Verlauf immer wieder überprüft und kann bei einer klinischen Veränderung der Wartenden jederzeit angepasst werden. Das systematische Vorgehen führt zu einer Behandlung aller Patienten und Patientinnen gemäß der Dringlichkeit, gewährleistet so die größtmögliche Patientensicherheit und kann letztlich sogar Zeit einsparen. So versuchen wir auch immer, die Wartezeit für jeden einzelnen so gering wie möglich zu halten. Und falls es doch mal etwas länger dauern sollte, vergegenwärtige man sich stets, in der glücklichen Lage zu sein, nicht früher „drankommen“ zu müssen.